Intervalljagd

Intervalljagd und ihre Bedeutung

Intervalljagd wurde Ende September 2016 durch das Niedersächsische Umweltministerium dem Niedersächsischen Jagdgesetz ergänzt. In dem Schreiben zur Einführung der Intervalljagd (§26 Absatz 1 NJagdG) wird die Ausführung und das Bestreben der Intervalljagd erläutert.
Mit einfachen Worten wiedergegeben, besagt diese Änderung des Jagdgesetz: „Eine ruhende Jagdzeit in abwechselnden Teilen der betroffenen Reviere.“
Betroffene Reviere sind jene, die Vogelschutzgebiete beherbergen, in denen nordische Gänse- und Entenarten beheimatet sind. Diese Arten werden als wertbestimmend angesehen und dürfen nur in Intervallen bejagt (Grau-, Kanada- und Nilgänse) werden. Das bedeutet, dass die bejagbare Fläche innerhalb eines Revieres im Oktober und November immer wieder wechselt. In der einen Phase darf in dem einen Revierteil gejagt werden und in dem anderen Teil ruht die Jagd auf Wasserwild, während in der nächsten Phase die Revierteile tauschen .
Ziel ist es die Zugvögel zu schützen und ihnen eine Möglichkeit zu bieten, sich zu erholen. In dem ruhendem Revierteil sollen die Wasservögel äsen und sich stärken. Sie sollen sich ungestört den Energiebedarf für den Flug in den Süden anfressen. Auf Grund der ungestörten Nahrungsaufnahme wird vermutet, dass der Bedarf verringert wird und der Schaden entsprechend geringer ausfällt. Diese Maßnahme wurde von dem Umweltministerium als notwendig erachtet und soll entsprechend umgesetzt werden.

Wenn ihr die genaue Formulierung lesen wollt, dann findet ihr hier einen Auszug:
Intervalljagd Niedersachsen

Realität!?!

Bei den Gesprächen mit betroffenen Revierpächtern*innen und der Besichtigung einiger Flächen, sowie Erzählungen von Landwirten*innen, erfuhren wir, dass hier erneut der Wunsch der Vater des Gedanken war.
Fast alle betroffenen Parteien von Jäger*innen über Landwirte*innen als auch Küstenbewohner*innen waren sich einig, dass eine Regulierung der einzige Weg sei.
Neben dem enormen bürokratischem Aufwand und damit verbundenen Kosten ist die Maßnahme erneut ohne Ansprechpartner auf Seiten der Betroffenen gefällt worden. So lassen sich Gänse nicht für zwei Wochen in dem einen Teil und in den nächsten zwei Wochen in einem anderen Revierteil nieder, nur weil es gewünscht wird.

Gerade der Landwirtschaft, deren Tiere nach wie vor draußen weiden, entsteht ein hoher Verlust. Auf den kotbelasteten Ländereien können Tiere kaum noch gehalten werden. Das Nahrungsangebot, welches für Rinder etc. zurückbleibt, ist quasi kontaminiert und zwingt die Höfe zu immer längeren Stallphasen.
Auch immer mehr Privatpersonen beschweren sich bei Jägern über die hohe Zunahme an Ausscheidungen.

Stay or go?!?

Eines der größten Probleme aber ist bei dieser Gesetzesänderung nicht berücksichtigt, nämlich das Ausbleiben des Winterzugs. Viele der Gänse beenden in den letzten Jahren ihren Winterzug in Deutschland und quartieren sich hier ein. Neben den immer milder werdenden Wintern, ist auch das große Nahrungsangebot gepaart mit dem Ausbleiben von Predatoren ein Grund hierfür.
Nicht nur die ländliche Bevölkerung hat mit diesen Problemen zu kämpfen, sondern auch Großstädte bekommen immer mehr Probleme. Gerade Gänse und allen voran die aggressive Nilgans sorgen für gespaltene Meinungen innerhalb der Bevölkerung (wir berichteten). Während die einen diese Exoten/Neozonen als Bereicherung für das Stadtbild sehen und diese sogar füttern, beklagen sich andere Bürger über den Dreck, den sie hinterlassen.

Bereits 2013 wurde das Thema Gänse vom NDR aufgegriffen, wenn auch unter einem etwas befremdlichen Titel. Dennoch zeigt dieser Film deutlich, wie verschieden die Lager sind und mit welchen Mitteln und Forderungen die unterschiedlichen Parteien auftreten:

Klar zu erkennen sind die verhärteten Fronten und eine Lösung in weiter Ferne. Wir hoffen inständig nicht solche Maßnahmen ergreifen zu müssen wie unsere westlichen Nachbarn in den Niederlanden. Wir sind sehr gespannt, wie es mit diesem kontroversen Thema weitergeht und werden berichten, sobald sich in Niedersachsen eine neue Regierung gebildet hat, um sich dem Thema aus neuer Sicht zu nähern. Denn nicht zuletzt liegt es in ihrer Verantwortung es zu Regeln und wir Waidleute können nur als Experten beratend zur Seite stehen.

Bis dahin wünschen wir viel Waidmannsheil und immer einen guten Anblick, von wo auch immer ihr herunter schaut.
Eure Hochsitz Rotte

Glück

Was bedeutet Glück für uns?

Laut Definition ist Glück das Ergebnis des Zusammentreffens besonders günstiger Umstände. In der Mathematik wird Ergebnis wiederum als Ausgang eines Zufallsexperimentes bezeichnet.
Im Zuge einer Blogparade fragte Julia in ihrem Blog nach Glück. Hier geht´s zu ihrem Aufruf:
Blogparade zum Thema Glück

Wir haben einmal versucht eine Beschreibung zu liefern, was Glück für uns bedeutet.

Nun ist es gerade für Jäger*innen oft schwierig von Glück zu sprechen, da viele Situationen der oberen Definition nicht gerecht werden. Durch eine fundierte Ausbildung und viel viel Übung haben wir es gelernt auf die Natur zu hören und sitzen dort, wo es nach unserem Wissen und Erfahrungen zu sitzen gilt. Trotz dieses Wissens kommt es auch bei dem gezielten Jagen selten zum Schuß, so dass wir i.d.R. viele Stunden warten, bis sich die richtige Situation mit all ihrer Verantwortung ergibt. Aber ist es dann Glück ein Tier zu erlegen? Nein! Dies ist die Natur und wir sind Teil eben dieser.

Da das eigentliche Erlegen eines Wildes nur mit 20% – 30% der eigentlichen Tätigkeit des Jägers*in zu tun hat und wie beschrieben weniger mit Glück als mit Ausbildung, Erfahrung und Pflichten zusammenhängt, versuchen wir unserem Glück einmal anders auf die Spur zu kommen.
Denn genau die anderen 70% – 80% bereiten uns vermutlich das größte Glücksgefühl. Besser gesagt ernten wir dieses, denn wir sprechen von Arbeit im Vorfeld. Im Folgenden geben wir einige Beispiele, bei denen Glück von uns „erarbeitet“ wird.

Ein hoher Aufwand wird manchmal mit Glücksgefühlen entlohnt

Bei der Arbeit mit Kindern und der Präsentation auf Messen legitimieren wir nicht die Jagd, oder versuchen unsere Sichtweise zu indoktrinieren, sondern präsentieren die Natur. Wir stellen Lebensräume, Tiere und auch den Umgang mit ihnen vor. Dies geschieht in der Regel unentgeltlich und ist mit einem hohen Zeitaufwand verbunden. Aber der Lohn ist nicht monetärer Art, sondern wird in Glück ausgezahlt. Denn besonders wenn Kinder auf uns zukommen und einfach sagen: „Das ist toll, super spannend…!“ „Das wusste ich so gar nicht,…“ macht es uns glücklich

Nachdem wir einen Wildacker angelegt haben und durch diesen streifen. Die Bearbeitung des Bodens, die Aussaat usw. sind sehr viel Arbeit und auch mit finanzieller Belastung einhergehend. Aber das glückliche Gefühl, durch den erblühten Acker zu laufen, ist unbeschreiblich. Eine Kakophonie verschiedenster Insektenlaute und die Farbenpracht der Blüten versetzen in Glückseligkeit.

In besonders harten Wintern versorgen wir Tiere des Waldes, die sonst auf ihrer Nahrungssuche verenden würden. Auch für uns Jäger ist es in solchen Wochen kalt und ungemütlich und viele Futterstellen sind nur schwer zu erreichen, dennoch erhalten wir auch hier unseren Lohn in Glück ausgezahlt, wenn wir im nächsten Frühjahr Muttertiere mit ihren Jungtieren sehen.

Zwischenfazit: Jeder ist seines Glückes Schmied!?!

Glück auch spontan?

Natürlich erleben wir auch Glücksmomente, die wir vorher nicht erarbeitet haben, die zufällig in dem Moment günstig erscheinen, oder sich spontan ergeben.
Hierzu zählt z.B. das Erblicken eines revierfremden kapitalen Hirsches, der vor unserem Hochsitz halt macht, um dort zu äsen; das unversehrte Durchtreten einer angesägten Leitersprosse; oder die erste erfolgreich absolvierte Schleppe unseres treuen Jagdbegleiters.

Dies sind nur einige Punkte, die sich mit Glück annähernd beschreiben lassen. In der Diskussion mit anderen Jägern, kristallisiert sich aber immer wieder ein Punkt besonders heraus.
Was die meisten Jäger glücklich macht, ist die Zustimmung in dem was sie tun. Wir schaffen es bestimmt nicht jeden von (z.T. falschen Ideologien geleitet) unserer Arbeit zu überzeugen, aber diejenigen, die offen sind und sich mit der Thematik auseinandersetzen, erkennen zu 99% den Sinn der Jägerschaft. Offene Gespräche und ein gegenseitiges Zuhören führen meist zu einer Akzeptanz. Gerade in Deutschland sind Auflagen, Pflichten und Ausbildung so durchdacht, dass Jäger*innen keine Trophäensammler sind.
Das macht uns glücklich und dann verrichten wir unsere Arbeit besonders gerne.

Unser Fazit:Glück wird gerne beschreiben, aber es ist schwer zu erklären. Jede*r muss für sich selbst entscheiden, was Glück für ihn oder sie bedeutet und versuchen sich, als auch andere daran teilhaben zu lassen!
In diesem Sinne viel Waidmansheil und einen guten (glücklichen) Anblick, von wo auch immer ihr herunter schaut.
Eure Hochsitz Rotte

Entwicklung der Wolfspopulation

Wolfsmonitoring – welche Daten ergeben sich für die Einschätzung der Wolfspopulation?

Wie wir berichteten ist der Wolf seit 2000 wieder in Deutschland ansässig. Ungefähr seit dem gleichen Zeitpunkt polarisiert er wie kein anderes Tier und wurde sogar zuletzt zum Wahlkampfthema in Niedersachsen. Das Vorkommen, der Schaden und die Entwicklung sind einige Themen, über die Experten streiten, um die Bevölkerung von ihrer Sicht zu überzeugen.
Allerdings gibt es auch einige unwiderlegbare Fakten! Die Bundesregierung hat im Zuge der Wiederansiedlung ein Wolfsmonitoring in Auftrag gegeben um die Wolfspopulation zu erfassen. In diesem Zusammenhang wurde die „Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf“ gegründet (wir berichteten). Hier werden die bundesweiten Angaben zu Wolfsnachweisen gesammelt, analysiert und veröffentlicht. Tierbeobachter, Jäger und andere Experten und Nicht-Experten reichen Sichtungen, Losungen, Fährten etc. ein, woraufhin die Daten auf ihre Reliabilität geprüft werden und in die Datenbank einfließen. Auch nachträgliche Erkenntnisse wie der Nachweis von Welpen (als Beispiel bei erfolgreicher Reproduktion eines Paares) werden aufgenommen, so dass Zahlen auf der Seite einer stetigen Veränderung unterliegen und sich auch nachträglich ändern können.

Aber welche Ergebnisse können wir daraus gewinnen und ableiten?!?

Im Wolfsjahr (01.05- 30.04 Folgejahr) 2015/16 wurden 47 Rudel, 22 Paare und 4 territoriale Einzeltiere gemeldet und nachgewiesen. Zusätzlich konnten in Deutschland 175 Welpen erfolgreich belegt werden. Natürlich ist es durchaus möglich, dass die Dunkelzahl bedeutend höher liegt, allerdings sind dies die Fakten des DBBW.
Bei einer sehr konservativen Annahme der Rudelstärke von vier Tieren , ergibt dies eine geschätzte Wolfspopulation von 236 adulten Tieren und 175 Welpen. Tendenz steigend, wie die Grafik verdeutlicht:

Einschätzung über Entwicklung des Wolfvorkommens in Deutschland

Infografik als pdf herunterladen: Entwicklung des Wolfes in Deutschland

Welche Erkenntnisse können wir hieraus ziehen?

Da wir uns auf die Angaben der DBBW beziehen, die wiederum nur auf wirklich bestätigte und vor allem eingesendete Daten zurückgreift, gibt das geschätzte Wolfvorkommen den belegbaren Bestand. Geschätzt ist hier lediglich die Größe eines Rudels, welche unsere Redaktion mit vier Tieren sehr gering annimmt. Dennoch ist es ein Ansatz, der wenigstens den Mindestbestand wiedergeben soll!
Bei dem Nahrungsbedarf eines Wolfes gibt es die unterschiedlichsten Werte. David L. Mech & Luigi Boitani gehen in ihrem Standardwerk „Wolves“ (2003) von 5,4 kg/Tag aus, während es andere Einschätzungen gibt, die den Tagesbedarf auf 3 kg schätzen. Diese Differenzen erklären sich zum Teil durch die unterschiedlichen Begebenheiten der einzelnen Territorien. Bei großen Beutetieren ist i.d.R. die Aufnahme der Biomasse höher, als bei kleineren Tieren. Die Forschungen und Losungsanalysen haben aber folgende Erkenntnisse gebracht:
In Deutschland erbeuten Wölfe primär Reh 52%, schwaches Rotwild 21%, Schwarzwild (hauptsächlich Frischlinge) 18% und Hasenartige mit ca. 4% als Hauptnahrungsquelle (vgl.: hier)
Um eine grobe Übersicht zu geben, haben wir folgende Berechnung zu Grunde gelegt:
Wolf benötigt ca. 4kg/Tag (Welpe ½)
Reh= 15kg
Schwaches Rotwild= 40kg
Schwarzwild= 10kg
Hase/Kaninchen= 2 kg
4kg*365Tage = 1460 kg/Jahr und Wolf

Tierart→
Anteil in der Nahrung↓
Rehwild Rotwild Schwarzwild Hasenartige
% 52 21 18 4
kg 759,2 306,6 262,6 58,4
Tiere im Jahr 51 8 26 29
bei geschätzten 324 Wölfen* 16524 2592 8424 9396

* als Grundlage die Daten des DBBW für das Wolfsjahr 2015/16, wobei wir den Nahrungsbedarf eines Welpen mit 1/2 adultem Tier angesetzt haben.

Auf Grundlage der Populationsentwicklung ergibt sich allein für gerissene Rehe folgende Grafik:

Anzahl an Rehen in Stück – Zahlen 2016/2017 noch nicht abschließend bekannt

Dies ist nur eine kleine Übersicht, gibt aber zu denken.
Wir werden diese Entwicklung im Auge behalten und hoffen, dass einheimische Tiere nicht wie das Muffelwild verdrängt werden. Wir verabschieden uns mit
einem kräftigen Waidmannsheil und wünschen immer einen guten Anblick, von wo auch immer ihr herunter schaut.

Eure Hochsitz Rotte